Resilienz heißt, wieder aufzustehen, wenn Du am Boden liegst.
Durch Methodenvielfalt zeigen wir in unseren Fortbildungen, wie diese beiden Dominanz-Werte zusammenhängen und wie sie nachhaltig bei Erwachsenen und besonders auch bei Kindern trainiert werden können.Was ist Resilienz?
Resilienz ist eine Lebenskompetenz, die am effektivsten mit Selbstempathie funktioniert. Resilienz bedeutet, die Kompetenz zu haben, erfolgreich mit herausfordernden Situationen umzugehen. Sie bedeutet somit auch, in der Lage zu sein, zahlreiche optimistische Strategien zu entwickeln, um sich selbst in belastbaren Situationen immer besser kennenzulernen und wie man zum Wohle ALLER adäquater und fairer darauf agieren und reagieren kann.Eine wichtige Aufgabe ist es, Kinder bei der Stärkung ihrer Resilienz zu unterstützen. Gerade eine Fortbildung zur Resilienz in Verbindung mit Empathie zeigt Ihnen, wie das geht.
Eine Ausschreibung für ein Einführungsseminar zu "Resilienz für Bildungseinrichtungen" (Kitas und Schulen) finden Sie hier.
Die Ausschreibung für einen Inhouse-Seminar-Aufbaukurs finden Sie hier.
Wozu brauchen Erwachsene Resilienz?
Sind Sie enthusiastisch in Ihren Beruf gestartet und finden sich erschöpft in täglichen Kämpfen wieder?
Droht Ihnen im Stress die Freude an Ihrem Beruf verloren zu gehen?
Fühlen Sie sich in Ihrem Tun missverstanden, als Person gering geschätzt?
Sehen Sie sich den unterschiedlichsten Erwartungen und Ansprüchen ausgesetzt, gegen die Sie sich nur schwer abgrenzen können? Gruhl 2014, S. 19.
Genau dann ist es wichtig, sich mit dieser starken Ressource auseinanderzusetzen.
Mögliche Inhalte von Inhouse-Fortbildungen
Seminare könnten folgende Komponenten beinhalten:- Aktive Auseinandersetzung mit Fragen – Fünf Ziele der Fortbildung in Verbindung mit den „life skills“ der World Health Organization von 1994 – Übung: Qualitative Fragen zur Resilienz stellen
- Resilienzkompetenzen mit der Hand-in-Hand-Methode entwickeln
- Vorbilder und was wir daraus lernen - Wozu brauchen Lehrende Resilienz?
- Definition von Resilienz
- Resilienzforschung
- Protektive Faktoren, persönliche Merkmale und Quellen von Resilienz
- Resilienz versus Auffälligkeit
- Vulnerabilität und Resilienz
- Neurologie der Empathie: Was ist Empathie? Entwicklungspsychologische Empathiekonzepte
- Empathie als Schlüssel für den Aufbau von Resilienz
- Bewältigungsstrategien und Handlungsspielraum – Aufbau von Selbstempathie in Bezug auf pädagogische Fachkräfte und in Bezug auf die zu betreuenden Kinder/Jugendlichen ...
- Die Inklusive Kommunikation als ganzheitliches Resilienzkonzept
- Partizipation und die Pädagogik der Achtung als Resilienzkonzept
- Mädchenspezifische Resilienzunterstützung
- Stärken- und Schwächen inkludieren
- Resilienz weitergeben über Resilienzmethoden: Seerosenmodell, Inseltag, 7 Schlüssel und vieles mehr ...
- Stressmanagement – Copingstrategien
- Schlussfolgerung und Evaluation
Resilienz-Methoden
1. Das Seerosenmodell
Das ist eine Übung, durch die man Kinder/Jugendliche stärken kann. Sie kann aber auch für die eigene Persönlichkeitsentwicklung eingesetzt werden.Die Idee, eine Seerose als Reflexionsmodell zu nehmen, entstand während eines Seminar zu Stressmanagement.
"Schenke mir starke Wurzeln,
damit mein Stängel UNTER der Wasseroberfläche
gerade nach oben wachsen kann.
Nur so kann ich prachtvoll mein Potenzial der Welt zeigen."
Jutta, Erzieherin, 42 Jahre
Es folgt eine kurze Beschreibung der einzelnen Segmente:
- Blatt und Seerose = Sichtbares Verhalten: Reaktionen, Konventionen, Vereinbarungen, Kommunikation, Lächeln, Mimik, Gestik ...
- Langer Stängel unter Wasser = Denkstruktur, Haltungen, Einstellungen, Meinungen, eigene Maxime, Überzeugungen, Annahmen, Motivationen, Interessen, Prinzipien ...
- Wurzel der Seerose = intrinsische Bedürfnisse, Werte, Emotionen und Gefühle (Frohsinn, Ängste, Unsicherheit ...), Prägungen, verinnerlichte kulturelle Bedingtheit, intrinsische Ursprungsmotivationen, die emotional stark besetzten Werte sinngemäß zu erfüllen = Bedürfnis nach einem SINN in der Gemeinschaft ...
Suchen Sie sich ein Kind/eine/n Jugendliche/n aus Ihrer Gruppe aus.
Malen Sie mit Buntstiften eine Seerose und ein Blatt über dem Wasser, den langen Stängel unter dem Wasser und die Wurzeln tief im Boden.
Schreiben Sie zu den drei Bereichen die von Ihnen wahrgenommenen Verhaltensweisen, Gedanken und Hypothesen nieder. Was genau wissen Sie über das Kind? Was sagt das Kind?
Welche Information brauchen Sie noch, um es noch besser einschätzen zu können?
- Wie ist sein Verhalten über der Wasseroberfläche?
- Wie ist seine Denkstruktur unter der Wasseroberfläche?
- Wie sind seine Bedürfnisse, Prägungen, Werte, Emotionen und Gefühle tief im Mutter-Boden verankert?
- Was braucht das Kind/die/der Jugendliche selbst an Ressourcen oder aber auch von Ihnen oder den Eltern (Fremdressourcen), um das jetzige Moral-Niveau (nach Kohlberg) zu überwinden, damit es in die nächste Stufe kommen kann?
- Welche Alternativen bieten Sie an, die aus der nächsthöheren Entwicklungsstufe kommen?
2. Sieben Schlüssel für Resilienz
Die sieben Schlüssel der Resilienz (von Prof. Dr. Jutta Heller) und wie sie durch Selbstempathie wieder aktiviert werden können:- Anerkennung des Passierten: Vorbei ist vorbei.
- Optimismus: Vertrauen Sie darauf, dass es besser wird.
- Selbstwirksamkeit – Selbstempathie: Achten Sie auf die eigenen Gefühle und Bedürfnisse.
- Eigenverantwortung
- Netzwerkorientierung
- Lösungsorientierung
- Zukunftsorientierung
Durchführung:
Finden Sie zu den Schlüsseln passende Resilienzglaubenssätze.
Beispiel: Was brauche ich, um innerlich stark zu werden und Schlüssel Nummer 4 - die Eigenverantwortung - (stärker) zu aktivieren?
Schreiben Sie mindestens fünf Dinge auf. Nehmen Sie diese gefundenen Werte, die gleichzeitig auch Ihre Bedürfnisse sind und basteln Sie daraus individuelle Glaubenssätze, die Sie bereits glauben oder künftig glauben wollen. Manchmal brauchen Menschen nur den Glauben an ihre Stärken oder das Eingeständnis ihrer Stärken. Was es auch immer ist - daraus werden neue Glaubenssätze (Grundbotschaften) gestrickt, z.B.:
"Ich beginne, an meine innere Stärke zu glauben."
"Ich gestehe mir innere Stärke ein."
"Ich stehe zu mir."
"Ich bin mir in mir selbst sicher, weil ich weiß, was ich kann."
"Auch wenn ich Angst habe, bin ich mutig und stark."
"Mut ist auch, mal loszulassen."
"Ich übernehme die vollkommene Verantwortung für mein Leben."
"Verantwortung zu übernehmen, ist meine Aufgabe."
"Verantwortung zu übernehmen, macht frei."
Finden Sie mindestens 20 Resilienzglaubenssätze. Überlegen Sie jeden Tag aufs Neue, was Sie noch brauchen, um diese Glaubenssätze endlich zu glauben bzw. zu verinnerlichen.
3. Wie resilient warst Du als Kind? - in Du-Form
Denke nach, wie Du als Kind warst, wenn Dir etwas nicht gelungen ist?Hast Du gleich aufgegeben oder hast Du um Unterstützung gefragt? Welche Strategien hattest Du, mit Widerständen umzugehen? Wie bist Du mit dem Gefühl des Scheiterns umgegangen? Was Dir heute wie ein Weltuntergang vorkommt, war damals vielleicht eine Herausforderung, es am nächsten Tag wieder zu probieren. Du hast so lange ausprobiert, bis Du den Purzelbaum geschafft hast, oder?
Nimm die Kompetenzen und die „Zähigkeit“ Deines „inneren Kindes“ wieder auf und lerne daraus. Schreibe sie auf und überlege, welche Glaubenssätze Du heute brauchst, damit Du wieder auf diese Kompetenzen zurückgreifen kannst.
Wie kannst Du heute Deine Seele vor Verletzungen besser „schützen“, um nicht an Kleinigkeiten innerlich zu zerbrechen?
Wie kannst Du wieder etwas „robuster“ werden, ohne den anderen gleich mit Worten zu verletzen (so wie Du mir, so ich Dir)?
Schreibe Dir die Ideen und die gefundenen Glaubenssätze auf und verinnerliche sie.
4. Eisberg-Überzeugungen aufspüren
Unbewusste Glaubenssätze werden als Eisberg-Überzeugungen bezeichnet, weil sie im übertragenen Sinne den Eisbergteil unter Wasser - den nicht sichtbaren Teil - darstellen. Sie beeinflussen das Denken, Handeln und Fühlen auf unbewusste Art und sind häufig rigide und unnütz.Es geht darum, diese Überzeugungen aufzudecken und auf ihre Gültigkeit zu überprüfen.
Problemlösekompetenz trainieren:
Hierbei wird trainiert, Probleme zu analysieren und flexible Möglichkeiten zur Lösung zu finden.
Ent-Katastrophisieren:
Das Ziel des Ent-Katastrophisierens ist, aus dem Gedankenkarussell lähmender und angsterregender Katastrophenszenarien auszusteigen und zu einer konstruktiven Krisenbewältigung durch zielgerichtete Planung zu gelangen.
Beruhigen und Fokussieren:
Um in Krisen die Kontrolle über die eigenen Gedanken und Impulse zu erlangen, ist der Einsatz wirkungsvoller Entspannungsmethoden hilfreich, da sie Ruhe und Gelassenheit unterstützen, die hierfür notwendig sind.
Transfer der Resilienztechniken in den Alltag:
Die zuvor genannten Methoden für mehr Resilienz sollen in Echtzeit praktiziert werden, d. h. man soll sie in den eigenen Arbeitsalltag integrieren können.
Reivich, Karen / Shatté, Andrew (2002) The resilience factor. 7 Keys to Finding Your Inner Strength and Overcoming Life's Hurdles. Three Rivers Press, New York
Viele weitere Methoden finden Sie in meiner Resilienzpräsentation und in meinen Resilienzseminaren.
Arno Gruen
Besonders stark hat mich der Empathieforscher Arno Gruen geprägt.Etwas über Arno Gruen und ein Interview von ihm finden Sie in dieser Empathieeinheit zum Herunterladen.
Eine Definitionsannäherung über Empathie
Die Annäherung einer komplexen Definition:„Ich fühle, was Du fühlst.“ Joachim Bauer
Das System der in uns ausgebildeten Spiegelneuronen ist dafür verantwortlich, dass wir fühlen, was andere fühlen. In den 90er Jahren wurden sie von Giacomo Rizzolatti und seinen Mitarbeitern in Parma entdeckt. „Ein Spiegelneuron (Plural: Spiegelneurone oder Spiegelneuronen) ist eine Nervenzelle, die im Gehirn von Primaten beim Betrachten eines Vorgangs das gleiche Aktivitätsmuster aufweist, wie es entstünde, wenn dieser Vorgang nicht bloß (passiv) betrachtet, sondern selbst (aktiv) durchgeführt würde. Auch Geräusche, welche mit bestimmten Handlungen assoziiert sind, verursachen bei einem Spiegelneuron dasselbe Aktivitätsmuster, welches die aktive Handlung verursachen würde.“ Aus wikipedia
Die Spiegelneurone sind mit verantwortlich, dass eine hohe Empathie und Intuition beim Menschen möglich ist.
Für die Deutung von Emotionen scheint die Mandelkern-Kortex-Schaltung verantwortlich zu sein. Sie spielt bei der Einleitung bestimmter Körperreaktionen eine große Rolle.
Bei einem Test mit Ehepaaren wurde festgestellt, dass die Einfühlung dann am höchsten war, wenn der andere physiologisch genau so reagiert wie der Einfühlende (Pacing).
Mit Zorn ist Empathie nicht möglich und auch nicht, wenn physiologisch der andere ganz anders reagiert. Einfühlung findet nur dann statt, wenn die Körper bewusst und unbewusst in Übereinstimmung sind (nach Goleman 1997, S. 137).
„Mitgefühl ist das Anerkennen der Tatsache, dass nicht jeder Schmerz „geheilt“ oder „gelöst“ werden kann, dass aber jegliches Leiden in einem Umfeld des Mitgefühls zugänglicher gemacht wird.“ Christina Feldmann und Willem Kuyken
Eine Definition, die dem buddhistischen Gedankengut entspringt, beschreibt Mitgefühl als „Sensibilität für unsere eigenen Leiden und das Leiden anderer, verbunden mit einer tiefen Motivation und Entschlossenheit, es zu lindern oder zu verhindern.“ Dalai Lama, The Power of Compassion, An Open Heart, Geshe Tashi Tsering, the Awakening Mind
Mitgefühl ist demnach eine vielschichtige Antwort auf Schmerz, Leid und Angst. Es ist im Gewebe von Mut, Güte, Großzügigkeit, Vergebung, Offenheit, Herzensweisheit, Gelassenheit und Anerkennung des anderen verwoben. Unter diesen Herzensqualitäten kann Heilung bzw. Linderungen entstehen.
Empathie besteht aus drei Teilsystemen:
- Kognitives Teilsystem (KT)
- Empathisches Teilsystem (ET) im Gehirn
- Mitgefühl - eine grundsätzliche humanistische Haltung (siehe Janusz Korcazk, Ruth Cohn, Mutter Teresa ...)
Der kognitive Anteil ist sehr verlässlich und kann sogar gemessen werden.
Wir brauchen gerade in helfenden Berufen den Abstand, um wirklich helfen zu können. Empathie ist oft eine ALS-OB-Gefühlsansteckung (ET), manchmal aber nicht (KT). Wenn Menschen sehr viele positive Glaubenssätze haben, dann ist sie zu einer grundlegenden Haltung geworden (Grund-Mitgefühl).
In den Teilsystemen gibt es eine große Bandbreite (Facetten) von Empathie – vom Automatismus bis hin zum Verschließen der Augen vor Gewalt, um keine Empathie fühlen zu müssen (Gefühlsblindheit – Gefühlstaubheit - Gemütsarmut – kühle Distanz).
Empathie-Methode nach Dr. Walter Möbius
Empathie wird nach Dr. Walter Möbius aus Heidelberg folgendermaßen definiert:- Fürsorglichkeit (aktives Interesse, dass es dem anderen gutgeht)
- Bindungsgefühl
- Verantwortungsgefühl für den anderen (oft für Kinder)
- Mitgefühl (sich bewusst und unbewusst in den anderen hineinversetzen – seine Perspektive annehmen, Emotional mitschwingen)
Ein Vertiefungskurs mit Ausschreibung erwartet Sie hier.
HZV-Methode von Dr. Walter Möbius:
- Hinsehen
- Zuhören
- Vertrauen
Zu 2: Antworten, um zu verstehen (aktives Zuhören – Gefühle vermuten und ausdrücken - keine Interpretationsgefühle, sondern stimmige Gefühle)
Zu 3: Auf Vorschuss Vertrauensglaubenssätze weitergeben und weiterverschenken
Diese empathischen Kompetenzen können geübt werden. Ebenso ist die Unterscheidung von Interpretationsgefühlen zu stimmig-authentischen Gefühlen absolut sinnvoll, jedoch weitestgehend unüblich, da sie so gut wie unbekannt ist. Wer diese Unterscheidung aber kennt, hat den Sechser im "Kommunikationslotto gewonnen".
Hinter jedem unstimmigen Interpretationsgefühl (Pseudo-Kopfgefühl) verbirgt sich ein stimmiges Gefühl (Herzgefühl). Dieses Herzgefühl gilt es zu fühlen oder es beim anderen, besonders bei Kindern, zu vermuten (Hypothesenfragen) und zu benennen.
Beispiel: "Kann es sein, dass Du, wenn Du wütend (Pseudo-Kopfgefühl) bist, auch gleichzeitig traurig (Herzgefühl) bist, weil ihr Euch wegen der Schaufel geschlagen habt? Was könnt ihr nun tun?"
Das Bedürfnis von allen sollte herausgefunden und verhandelt werden. Feedback geben, was sich jeder vom anderen wünscht.
Das stimmige Gefühl (Herzgefühl) hinter dem unstimmigen Gefühl (Pseudo-Kopfgefühl) zu benennen, macht den Unterschied aus, der den Unterschied in der Kommunikation ausmacht.
Ebenso sollte das Bedürfnis hinter diesem stimmigen Gefühl (Herzgefühl) wahrgenommen werden, weil ausschließlich das stimmige Gefühl das verletzte Bedürfnis oder den missachteten Wert am besten identifizieren kann:
"Wenn ich mich traurig fühle, ist es, weil mir ... fehlt."
Genau diese Art der Tiefenreflexion ist der zweite Unterschied, der den Unterschied in der Kommunikation ausmacht: Wir wenden keine negativen Strategien an (Manipulation, Anpassung, Blockade, Rückzug, Lügen ...), um unsere Bedürfnisse zu erfüllen, sondern entscheiden uns gleich für eine positive Strategie. Wir finden und formulieren positive Bedürfnis- und Werteworte.
Selbst Bedürfnisse und Werte werden noch negativ ausgedrückt. Alles ist möglich, sie positiv auszudrücken, statt: "Ich möchte nicht, dass Du zu spät bist.", einfach sagen: "Ich möchte, dass Du morgen rechtzeitig da bist."
Menschen haben von klein auf nur selten auf diese verbindende Art und Weise zu kommunizieren gelernt. Deshalb ist es an der Zeit, es zu verändern, weil Worte die Seele (besonders die Kinderseele) verletzen können und weil es Zeit ist, dass nicht nur die Bildungseinrichtungen, sondern die ganze Gesellschaft empathischer wird.
18-Sekunden-Empathie-Methode: Reden ist GOLD.
Was könnte ein empathischer Arzt zu einem wartenden Patienten sagen?
"Ich weiß, es geht Ihnen nicht so gut. Ich bedaure, dass Sie nicht gleich drankommen. Gleich bin ich wieder da und kümmere mich dann umgehend um Sie."
Nach diesem Satz ist der Patient (wieder) bereit, länger zu warten - vielleicht sogar bis zu zwei Stunden - einfach nur, weil er hier wartend gesehen wurde.
Menschen wollen oft nur wahrgenommen werden. Wir übersehen sie häufig, besonders Kinder, in ihren Gefühlswelten und Gefühlsqualitäten:
"Du hast gar keinen Grund zum Weinen!"
Das ist bewertend und adultistisch und hat nach den neuen Erkenntnissen der Hirnforschung im pädagogischen Alltag keine Aktualität mehr. Sehr viel besser wäre es, zu sagen:
"Ich sehe, dass Du weinst und dass Du traurig bist, weil Du nicht mehr in den Garten kannst (Empathie geben). Wir haben jedoch vorhin gemeinsam besprochen, dass wir später nicht mehr in den Garten gehen. Weißt Du noch?" (Situation beschreiben und meistens ist dann alles schon wieder gut)
Die Empathieleiter
Die spezifische Methode der Empathieleiter- Situation
- Verhalten (Inklusion)
- Anderes Denken (Reframing)
- Gefühl
- Bedürfnis
- Bitte und Handlung
- Erkenntnis
- Ziel
Das sind 8 Schritte zur Adultismusreduzierung. Wie können Sie die Schritte auch auf Kinder übertragen?
Passende Symbole und Ideen werden in meinen Forbildungen "Konflikte mit Kindern selbstbewusst lösen" gefunden.
Die Fundgrube der Empathie
"Wer den Partner wirklich verstehen will, hat dann nur ein einen kleinen Schritt zu gehen. Er muss sich selbst verstehen." Tania Singer, neurowissenschaftliche EmpathieforscherinDiese Empathieeinheit erklärt Ihnen auf wissenschaftlicher Basis, was Empathie im Detail ist. Siehe Kapitel 4 Was ist die Theory of Mind und wie definiert diese Empathie?
Empathische Variationen
Angelehnt an die Ausführungen der humanistischen Psychologie von Cain 2010 mit Ergänzungsgedanken.Clarification = Präzisierung
Wenn der pädagogischen Fachkraft die konkrete Handlungsreaktion oder das konkrete Gefühl nicht einfallen, dann kann der andere präzisieren: "Kann es sein, dass Du verzweifelt darüber warst und frustriert bist, weil Du nicht selbst über Dich bestimmen konntest?"
Inferential empathy = Erschließende Empathie
Diese Art der Empathie versucht die Bedeutung von etwas zu erschließen, das gar nicht (weil es das Baby/Kind nicht kann) oder nur vage formuliert wurde.
Observational empathy = Beobachtende Empathie
Beispiel: "Mir ist aufgefallen, dass Dein Kopf ganz verschwitzt ist."
Empathic challanges = Herausfordernde Empathie
Beispiel: "Ich möchte nicht in den Kindergarten gehen." – "Ich denke schon, dass Du gerne im Kindergarten bist. Kann es vielleicht sein, dass Du ein bisschen Angst davor hast, dass die Mama gleich geht?"
Empathic conjecture = Empathische Vermutungen aussprechen Hypothesenfragen stellen
Affirmativ empathic response = Positive empathische Reaktionen
Beispiel: "Das ist wirklich toll, dass Du Dir vornimmst, so hoch zu steigen."
Enhancing empathy = Erweiternde Empathie
Beispiel: "Da stand ich völlig neben mir, als ich das hörte." – Mutter oder pädagogische Fachkraft ergänzt den Satz: „ ... und habe nichts mehr gespürt. Es war so, als ob ich mir von der Ferne zugeschaut hätte."
Empathy-based interpretation = Empathiebegründete Interpretation
Beispiel: "Kann es sein, dass Deine Enttäuschung evtl. daher kommen könnte ...?"
Empathy-process-guiding = Focusing – prozessleitende Interventionen
Beispiel: "Könntest Du für kurze Zeit bei dieser inneren Traurigkeit stehen bleiben?", "Wie genau fühlst Du sie?", "Hast Du auch ein Symbol dafür?" ...
Exploratory reflections = Exploratives Spiegeln
Beispiel: "Es ist für mich so, als ob ..."
Exploratory questions = Exploratives Fragen
Beispiel: "Ist es so, dass es so ist, ich weiß nicht wie, als ob das Licht nicht am Ende des Tunnels für Sie zu sehen wäre?", "Was haben Sie gefühlt, während Sie im Tunnel waren?"
Evocative reflections = Evokatives Spiegeln – Intensivieren durch Vergleiche
Beispiel: "Es kommt mir vor, als wären Sie in eine Grube gefallen."
Fit questions = Pass-Fragen oder Passungsfragen
Beispiel: "Ich hatte das Gefühl, dass diese Eimerfarbe für Dich gerade passt. Stimmt das?"
Process observation = Prozessbeobachtungen
Beispiel: "Ich sehe gerade, dass Du schluckst ... Kann es sein, dass Du gerade mit den Tränen kämpfst?"
Hermeneutische Empathie = Resonanz-Empathie
Die eigene Resonanz, wie das Kind auf die pädagogische Fachkraft wirkt, wachsam wahrnehmen: Was löst diese Resonanz in ihm aus?
Aim-controll-Empathy = Zieleüberprüfung
Die eigene Zielsetzung in Bezug das Kind überprüfen - Klärung der Fragen mit dem Kind: "Worum geht es mir? Was will ich eigentlich? Geht es mir um die Beziehung oder um mich selbst? Geht es in der Interaktion und Kommunikation wirklich um die Lösung oder geht es um Rechthaben, Jammern, Aggressionsabbau, Rache usw.?"
Hoping empathy = Zuversichtliche Empathie
Es ist die Überzeugung und der Glaube, dass das Kind seinen Konflikt zum Teil schon selbst lösen kann. Konflikte selbst zu lösen heißt nicht, darauf zu warten, dass der andere sich ändert, sondern sich zu überlegen, wie man selbst zur Lösung des Problems oder des Konfliktes beitragen kann. Dies erfordert vom Einzelnen Kreativität und Phantasie und ein Aufgeben der rein egoistischen Interessen. Wenn die pädagogische Fachkraft/Bezugsperson Zuversicht ausstrahlt, dass das Kind diese Kompetenz hat bzw. entwickeln kann, wird das Kind auch schneller nach Lösungen suchen.
Inhalte
- Empathische Impressionen
- Die Sensitive Responsivität im pädagogischen Alltag von Dr. Regina Remsperger
- Die Bedeutung von Bindung von Bowlby, Ainsworth, Brisch bis Großmann und Großmann
- Die Neurologie der Empathie und die HZV-Methode von Dr. Walter Möbius (Heidelberg)
- Arno Gruen, Empathieforscher und die Entwicklung der Moral und Empathie nach Selman und Rest angelehnt an Piaget und Kohlberg (siehe PPP: Wertvolle Beziehungsgestaltung) sowie 17 Empathievariationen angelehnt an Carl Rogers
- Die Selbstempathie nach Kristin Neff
- Der Generalschlüssel zur Adultismusreduzierung
- Die Inklusive und liebevolle (körperliche) Kommunikation angelehnt an Rosenberg, Schulz von Thun und Friesinger
- Die Praxismethode der Empathieleiter bei Empathiediskrepanzen
- Die päd. Fachkraft als potentielle 3-Vbezugsperson nach Heidi Simoni
- Das Fünf-Komponenten-Modell nach Ahnert
- Störungen in der Sprache – Wie werden sie bewusst? Wie kann man sie modifizieren? Welche Hilfestellungen braucht es dazu?
Bewusstsein, dass jedes Kind zählt, weil jeder Mensch zählt, auch das „schwierige“ Kind - Werte- und Gefühlsschulung speziell für Kinder mit Sens und Molli
Sonstiges Empathisches und Resilientes
Wir brauchen besonders in den Bildungseinrichtungen eine Wortschatztransformation, weil es einen Unterschied in der Kommunikation ausmacht, ob wir in der Botschaft, die wir senden, Verurteilungen und subtile Schuldzuweisungen senden oder ob wir die Verantwortung für das, was wir sagen, selbst übernehmen.Anstatt zu sagen: "Du bist schuld, weil ich Dich nicht verstanden habe. Deshalb habe ich es so gemacht.", könnte als Alternative gesagt werden: "Kannst Du es bitte wiederholen, weil ich es nicht gehört habe?" oder: "Weil ich es vermutlich anders verstanden habe, habe ich es so gemacht. Können wir beim nächsten Mal klarere Absprachen treffen, indem wir die gegenseitigen Abmachungen wiederholen, so dass wir ganz sicher sind, dass wir es so verstanden haben, wie wir es auch meinen?"
Nicht immer gleich klein beigeben und liebevoll konsequent bleiben sind Zeichen von Resilienz und Empathie zugleich.
Diese Kommunikationsform braucht Übung und ständige Reflexion, da wir erst herausfinden müssen, was in der jeweiligen Situation frustriert ist, wo wir empfindlich oder sogar verletzt reagierten.
Sie setzt auch ein gutes Gefühls- und Bedürfniswissen voraus. Wenn ich die Wertschätzende Kommunikation einführe, dann sagen pädagogische Fachkräfte oft zu mir, dass sie gerade mal 5 – 10 Gefühle und Bedürfnisse kennen oder mal davon gehört haben, dass es auch Kopfgefühle gibt. Aber die meisten haben sich darüber noch keine Gedanken gemacht. Wir grenzen jedoch deshalb aus, weil wir uns keine Gedanken machen. Vielen ist auch nicht bewusst, dass ihre Kommunikation von Du- und Ich-Botschaften stark miteinander verstrickt ist.
Menschen sind oft überzeugt, sie hätten doch reine Ich-Botschaften versendet, dabei wurde eine unbewusste Diskriminierung ausgesprochen oder es waren versteckte Du-Botschaften im Satz integriert. Außerdem kann auch eine reine Ich-Botschaft sehr manipulativ ausgesprochen werden.
Es gilt: Jede Botschaft ist nur so gut, wie die Haltung, die diese Botschaft trägt.
„Wir sind enorm reich und machtvoll. In jedem Moment haben wir das Aktionspotential, dem Leben zu dienen oder Leben zu zerstören. Es gibt viele Entscheidungen zu treffen. Ich finde es wichtig, uns immer wieder der Macht unserer Worte und unserer Handlungen bewusst zu werden und uns die Frage zu stellen: Wie nutzen wir eigentlich all diesen Reichtum?“ Marshall B. Rosenberg
Empathie ist nicht nur sozialer Kitt, sondern lebensnotwendig. Wir brauchen das Gefühl der Kooperation, Zusammengehörigkeit und des wertschätzenden Kontaktes miteinander, auch bei gegenteiliger Meinung und selbst bei scheinbar unüberbrückbaren Wertedifferenzen. Diese Wertedifferenzen zunächst erst einmal wahrzunehmen, sie zu verbalisieren und in einen Verhandlungsausgleich zu bringen, ist Empathie. Denn über Werte lässt sich bekanntlich nicht streiten. Diese müssen feinfühlig aushandelt werden.
Können wir den Verurteilungsschalter umlegen, wenn wir selbst keine Empathie haben? Empathie hat viele Facetten und genau die Vielfalt dieser Facetten wird in den Seminaren eingeübt, weil Empathie erlernbar ist.